Titel: Making Faces
Autorin: Amy Harmon
Verlag: Lyx Verlag
Erscheinungsdatum: 30.10.20 Seitenanzahl: 381 Preis: 12.90€/Paperback
Inhalt/Klappentext:
Sterben ist einfach. Die wahre Herausforderung ist das Leben.
Seit sie denken kann, ist Fern Taylor in Ambrose Young verliebt. Ambrose, der überall beliebt ist und so schön, dass ein unscheinbares Mädchen wie Fern niemals auch nur auf die Idee gekommen wäre, bei ihm eine Chance zu haben. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihrem besten Freund Bailey, der an den Rollstuhl gefesselt ist, aber dennoch das Leben mit jeder Faser aufsaugen will. Eigentlich schien es ganz klar, was die Zukunft für sie bereithält. Bis zu dem Moment, als Ambrose Fern endlich »sieht«, aber so zerbrochen ist, dass sie nicht weiß, ob ihre Liebe genug sein wird …
Eindruck:
Ich bin großer Fan emotionaler und tiefgründiger Liebesgeschichten, weshalb ich mich schon seit Monaten wahnsinnig auf “Making Faces” von Amy Harmon gefreut habe. Meine riesengroße Vorfreude ist aber nicht nur dem unheimlich vielversprechenden Klappentext zu schulden, sondern auch das wunderschöne Cover konnte mein Interesse auf Anhieb wecken. Der lila-blaue Farbverlauf und die wundervollen Details haben es mir einfach total angetan, weshalb ich das Buch allein deshalb in meinem Regal stehen haben und sofort lesen musste. Ich kann euch schonmal vorwegnehmen, dass mir die Message hinter dem Buch einerseits unheimlich gut gefallen hat, der Schreibstil diese Begeisterung aber leider etwas mindert... Aber lest selbst !
Bevor ich auf “Making Faces” aufmerksam geworden bin, habe ich weder etwas von der Autorin gelesen, noch überhaupt etwas von ihr gehört, was meine Aufregung noch viel größer gemacht hat. Mein erster Eindruck von ihrem Schreibstil war dementsprechend sehr durchwachsen, da die Poesie und Gefühle in ihren Worten einerseits direkt auf mich übergesprungen sind, mein Lesefluss aber andererseits alles andere als flüssig war. Ich möchte Amy Harmons Schreibstil keinesfalls als schlecht betiteln - das ist er auch gar nicht, im Gegenteil - allerdings würde ich ihn als schwierig oder gewöhnungsbedürftig bezeichnen, da ich lange Zeit brauchte, um vernünftig in die Geschichte einzusteigen. Zudem hat mich die Erzählperspektive in diesem Fall ziemlich gestört, da ich ungerne aus der 3. Person lese, um einen besseren Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelten der Charaktere zu erhalten. So hat es deutlich länger gebraucht wie gewohnt, insbesondere zu den Protagonisten einen Bezug zu finden und mich in sie hineinzuversetzen. Trotzdem muss ich sagen, dass Amy Harmons Art zu schreiben eindeutig zum Nachdenken anregt und sie dem Leser mit ihrer Geschichte eine wahnsinnig wichtige Message auf den Weg gibt.
Wie eben schon erwähnt, fiel es mir ziemlich schwer Bezug zu den Charakteren zu finden, was sich leider auch durch die ganze Geschichte gezogen hat. Sowohl Fern, als auch Ambrose sind mir schlichtweg zu blass, zu wenig greifbar und oberflächlich ausgearbeitet worden, weshalb auch die Gefühle, die die Autorin versucht auf den Leser zu übertragen, nicht wie gewünscht bei mir angekommen sind. Ich muss ehrlich sagen, dass mir das Prinzip und die Charaktereigenschaften an sich wirklich gut gefallen...Nur der Feinschliff fehlt leider an einigen Stellen...
Beginnen wir am besten mit Fern, der Protagonistin, die man als unscheinbares und wenig gemochtes Mädchen kennenlernt. Selbst von ihren Eltern muss sie sich anhören, dass sie nicht hübsch ist, was die Messlatte ihres Selbstbewusstseins natürlich ziemlich niedrig setzt. Wo es an Selbstvertrauen mangelt, hat Fern aber umso mehr Hilfsbereitschaft in die Wiege gelegt bekommen, da ihr großes, reines Herz definitiv am rechten Fleck sitzt. So würde sie das Glück anderer immer und überall über ihr eigenes Stellen und kümmert sich wirklich rührend um die Menschen, die sie liebt. Wie ihr vielleicht merkt, berichte ich gerade nur positives über Fern, da sie mir im allgemeinen unheimlich sympathisch ist. Doch wie schon erwähnt, mangelt es ihr leider etwas an Charaktertiefe.
Ambrose Young ist tatsächlich mit einem ganz großen Fragezeichen in meinem Kopf verankert, da ich aus ihm noch immer nicht schlau werde. Auch bei ihm habe ich unheimlich viel Potential gesehen, das aber leider nicht wirklich ausgeschöpft wurde. So ist die Entscheidung, die er trifft und sein ganzes Leben verändert, für mich nicht einmal im ansatzweise nachvollziehbar. Warum trifft er sie und für was war sie unbedingt nötig? Diese Frage habe ich mir im Verlaufe der Geschichte immer wieder gestellt. Zudem musste er ein einschneidendes Ereignis am eigenen Körper miterleben, das ihn stark geprägt und sein komplettes Leben auf den Kopf gestellt hat. In Bezug darauf habe ich gespürt, dass Amy Harmon unbedingt Schmerz, Trauer und Emotionen ausdrücken möchte, was ihr leider nur teilweise gelungen ist. Auch hier macht sich die mangelnde Charaktertiefe bemerkbar. Außerdem ist mir im Gedächtnis geblieben, das sehr entscheidende Momente in Ambrose Leben oft angesprochen, aber nie wirklich ausgearbeitet wurden. An dieser Stelle hätte man wahrscheinlich soo viel mehr aus der Geschichte rausholen können, indem man sie langlebiger und tiefgehender gestaltet hätte !
Wen ich aber unbedingt noch aufgreifen muss, ist Bailey, ein guter Freund von Fern, der mir im Laufe der Geschichte am besten gefallen hat. Nicht nur ist er wahnsinnig facettenreich und ein Charakter, der stellenweise den von mir gewünschten Tiefgrund mit in die Handlung bringt. Er hat auch eine unheimlich positive und hoffnungsvolle Ausstrahlung, die mir das Lesen um einiges versüßt hat. Bailey ist schlichtweg ein wundervoller Charakter, der ein wirklich berührendes Schicksal hat, das mit fortlaufender Handlung auch eine überraschende Wendung nimmt, mit der ich niemals gerechnet hätte. So dreht sich das Buch nicht nur um Ambrose und Fern, deren Liebesgeschichte ziemlich blass ist, sondern auch um die Freundschaft zu Rita und Bailey, die in einigen Momenten deutlich interessanter für mich war.
Um mich kurz auf die Liebesgeschichte zu beziehen, konnte ich in Bezug auf diese leider ebenfalls wenig spüren. Dadurch, dass ich zu Fern und Ambrose sowieso schon keine Bindung gefunden habe, sind auch im Zuge ihrer Beziehung wenig Gefühle bei mir angekommen. Einerseits hat es mich tatsächlich sehr fasziniert wie Ambrose und Fern miteinander umgehen. Insbesondere die Tatsache, dass Ambrose durch Fern wieder lernt, sich selbst zu lieben und akzeptieren, finde ich einfach wundervoll. Erst durch sie lernt er sein Schicksal und seine Schuld zu akzeptieren, was mir zeigt, dass die beiden sich gesucht und auch gefunden haben. Die Sanftheit, die wundervollen Worte und die tiefe Liebe, die mit dieser Liebesgeschichte einhergehen, sind wunderschön, doch leider konnte ich als Leser von besagter Liebe nichts spüren. Es fehlt das Gefühl in den Worten, die das richtige meinen und die mein Herz somit nicht erobern konnten. Wie ihr seht stehe ich also auch mit der Liebesgeschichte in einem großen Zwiespalt.
Die allgemeine Handlung... naja, es war ein gefühlt unendlicher Wechsel aus purer Faszination und Enttäuschung, da das Geschriebene meine Erwartung einerseits erfüllen, aber andererseits auch nicht erfüllen konnten. Zunächst hat es seine Zeit gebraucht, bis ich wirklich in die Geschichte gefunden habe. lange Zeit fiel es mir wirklich schwer überhaupt zu verstehen in welche Richtung die Handlung überhaupt gehen wird. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass Amy Harmon in diesem Fall unheimlich viele Handlungsstränge miteinander verknüpft, wodurch viele Dinge einfach zu kurz und zu wenig nachvollziehbar geworden sind. Trotzdem hat die Autorin es geschafft einige wahnsinnig schöne und beutende Messages mit einzubauen, die mir unfassbar viel gegeben haben. So entstand eine regelrechte Hassliebe zwischen “Making Faces” und mir.
Insgesamt kann ich sagen, dass die Message, die Amy Harmon auf den Leser übertragen möchte, unfassbar wichtig und gleichzeitig auch wunderbar gelungen ist. Sie vereint viel Poesie und wunderschöne Zitate miteinander und konnte mich hiermit begeistern. Trotzdem dominieren meiner Meinung nach die blassen und wenig greifbaren Charaktere, was der Geschichte eindeutig ihr Potential zu viel Tiefgang und vielen Emotionen genommen hat. Amy Harmons weitere Bücher werde ich jedenfalls trotz meiner bestehenden Kritik lesen, da mich die Themen schon jetzt sehr ansprechen !
Fazit:
Eine wahnsinnig wichtige Geschichte, die ihr Potential aber nicht ganz ausgeschöpft hat. Leider dominieren zu blasse Charaktere und wenig Tiefgrund vor den bedeutsamen Momenten.
3.5-4/5🌟
Autorin:
Amy Harmon wusste schon als Kind, dass sie einmal Schriftstellerin werden würde. Aufgewachsen umgeben von Weizenfeldern und ohne Fernseher hat sie ihre Freizeit mit Singen und Lesen verbracht und bald selbst eigene Lieder und Geschichten geschrieben. Später arbeitete sie als Lehrerin und war Mitglied des Saints Unified Gospel Chors, der 2005 einen Grammy erhielt.
Quellen:
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